Kabarettist Matthias Ningel begeisterte das Publikum bei seinem ersten Auftritt im Windecker Haus des Gastes
von Sylvia Schmidt (KStA vom 16.6.2025)
Windeck - Zwei namhafte Kabarett-Preise hat Matthias Ningel in diesem Jahr abgeräumt: den Rostocker Kabarettpreis und den Publikumspreis Stuttgarter Besen. Im Haus des Gastes brillierte der 37-Jährige mit seinem Programm „widerspruchsreif“. Mehr gesungen als gesprochen, gewandt, elegant und äußerst flink in der Sprache, geistreich, hochmusikalisch sind nur einige Attribute, die ihn und sein Programm beschreiben.
Während seine Hände über den Flügel glitten, schaute er frech über die Schulter ins Publikum. Dabei lag er, wie er berichtete, vor gar nicht langer Zeit noch im Kinderzimmer, als die Eltern ihn gebeten hatten: „Junge, hast du einen Augenblick Zeit? Du wohnst jetzt schon über 30 Jahre hier. Wir können nicht abends vor dem Einschlafen noch mit dir um den Block fahren.“ Ermunternd riefen sie ihm beim Auszug nach, er schaffe das schon, es sei ja nur das Nachbarhaus.
Yoga im Selbstversuch
„Jedem Anfang wohnt ein Zweifel inne“ – sehr frei nach Hesse probierte Ningel sich im Widerspruch der Magazinwelt aus. Überschriften ermunterten ihn zunächst: „Bleib so, wie du bist“. Was folgt, sind tausend Ratschläge, was sich ändern soll: „Werde fitter, iss gesünder…“
Das neue Ziel im neuen selbstständigen Leben: eine Zauberwelt voller Schönheit. Und wo findet man die? Im Sportkostüm „strong & sexy“ lief er, so erzählte er, durch Siegburg, wo ein Hofstaat aus Zumba-Bienchen ihn schon im Spiegelsaal eines Fitness-Versailles empfing. Hier liege der Manager auf der Suche nach Entspannung auf seiner King-Size-Yogamatte. Ningel sang nicht gar so entspannt: „Ich dehne mich ganz nach oben und kneif den Arsch zusammen.“ Seine Sprachgewandtheit lief beim Beatboxen mit „Die Ballade von Bettpfosten-Betty“ zu reichlich ausgeatmeten Pfs zu Hochform auf. Das Herchener Publikum feierte Ningels ersten Auftritt mit stürmischem Applaus – und das, trotz des Programmtitels, völlig ohne Widerspruch.
Der Künstler
Matthias Ningel war vier Jahre lang musikalischer Leiter und Schauspieler im Kabarett-Ensemble des Mainzer Unterhauses. Er unterrichtete Musiktheorie und Gehörbildung an der Hochschule für Musik Mainz sowie an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden.