Matthias Brodowy am 26. Oktober 2025
„Machen Sie mehr Quatsch, seien Sie humoristisch anarchistisch“
Mut machen von der Bühne herunter
von Mieke Stoffelen
Mit einem offenen Gitarrenakkord beendete Matthias Brodowy sein Programm und wurde vom Applaus des Herchener Publikums sofort eingebettet. Es war ein warmes Gefühl an diesem Abend, ein Miteinander von Publikum und Kabarettist. Brodowy ist nicht der der uns die Welt erklärt und das Publikum dumm aussehen lässt, nein, von der ersten Minute nimmt er an die Hand leitet durch sein Programm und schafft es immer wieder das Lachen und das Inne Halten direkt nebeneinander zu setzen. Er umgeht sie nicht die Themen unserer Zeit. „das ist doch ne Leistung“, wiederholt er immer wieder. „Das ist doch ´ne Leistung, wenn einer 76 Hot Dogs essen kann.“ Und noch während er nachdenkt über das Trainingsprogramm eines solchen Hot Dog Essers, so einem „Masttier“ landet er beim „Musktier“ und der Tatsache, wie gut es doch ist, dass die Milliarden heute so gebündelt sind. Und während dem Zuschauer noch das Lachen im Hals stecken bleibt, erklingt zum wiederholten Mal an diesem Abend der Flügel und in seiner wohlklingenden Stimme singt er: “ich lasse mir den Mut nicht nehmen.“
Selten habe ich es im Haus des Gastes erlebt, dass das Publikum so beim Darsteller ist. Es wird bejaht, mitgesungen, geschnipst und kommentiert.
Wir kennen die Glückskekse von denen er singt, die Pissoirs mit Fußballtoren von denen er erzählt. Aus allen Zuschauern bricht ein lautes Lachen heraus, als es darum geht, auf dem Kirchenbasar den selbstgespendeten Gegenstand für den Preis besser selber wieder mitzunehmen. Wir, das Publikum erkennen uns wieder, weil er sich selber wiedererkennt und nicht so ernst nimmt. „Ui, warum mach ich denn nichts?“
Im Anzug erscheint er auf der Bühne, im Anzug mit bordeauxrotem Einstecktuch, und schafft es mit kleinen Gesten, kleinen Nuancen in den Bewegungen, der Körperlichkeit, Personen zum Leben zu erwecken. So entsteht der alte Nazi Onkel Heinrich, der auf den kleinen Mathias einspricht, so entsteht Machiavelli, der lieber in die Hölle zu den Königen und Päpsten möchte und so entsteht ein Präsident, der wie Opa Hoppenstett tanzt.
Immer wieder gibt es Bögen und ein unerwartetes Zurückkehren zu früheren Gedanken. Das eigene Spiegelbild z.B., was einfach sitzen bleibt, oder den Kopf schüttelt oder einfach nicht mehr da ist. „Manche Dinge kann man dann auch nicht Mal mehr beim Kirchenbasar loswerden, Spahn z.B., den kann man nur in einer Kiste vor die Tür stellen und ein „Zum Mitnehmen“ Schild dazu stellen.“-„Den nimmt keiner.“, kommt es aus dem Publikum. „Der Karton“, meint ein anderer Zuschauer, „der Karton wird mitgenommen.“
Beschlossen wird der Abend mit Hüschs „Abendlied“, von Brodowy gespielt und gesungen, und ein letztes Mal kann der Zuschauer mit Lachtränen in den Augen seinen Gedanken nachgehen und über Humanismus und Menschenfreundlichkeit nachdenken.
Vielen Dank Matthias Brodowy

